“E-Learning bringt schlechtere Ergebnisse” …

Scann des Artikels aus dem Weser Kurier

© Weser Kurier

… so stand es am 31.10. 2013 im Weserkurier. Und zeitgleich erschien diese Meldung in einer ganzen Reihe weiterer Medien. Im Folgenden werde ich darstellen, was tatsächlich hinter dieser Nachricht steckt, um im Anschluss daran kurz darzulegen, warum dieser Nachrichtenschnipsel vielleicht doch besser im Papierkorb gelandet wäre.

Es gibt also eine wissenschaftliche Studie, welche zu dem im Titel genannten Ergebnis kommt? Spannend! Wo finde ich diese? Die Antwort lautet momentan (11.11.2013): Noch gar nicht. Tatsächlich konnte jemand in der Pressestelle der Universität Rostock die Finger nicht still halten und veröffentlichte eine Pressemitteilung zu dieser Studie über den Informationsdienst Wissenschaft (idw). Die Studie selbst wird voraussichtlich im Dezember erscheinen.

Was wurde untersucht?

… am Beispiel von zwei Übungs-Veranstaltungen des Bachelorstudiengangs Wirtschaftswissenschaften (Finanzbuchführung und Controlling) an der Universität Rostock untersucht, wie sich die Leistungen von E-Learning-Studierenden im Wintersemester 2011/12 von konventionell Studierenden im Wintersemester 2010/11 unterscheiden.

Was kam dabei heraus?

E-Learning-Studierende erreichen nicht die gleichen fachlichen Leistungen wie die konventionell unterrichteten Studierenden. Gleichzeitig sind sie wesentlich unzufriedener als ihre Kommilitonen.

Ich behaupte: Diese Studie ist das Papier nicht wert, auf welchem sie ausgedruckt wird. Aber warum? Im Pressetext wird von einer “umfassenden Studie” gesprochen, tatsächlich werden zwei Kurse untersucht und bei beiden handelt es sich um Kurse der Universität Rostock. Wenn ich dort lese

Die befragten Studentinnen und Studenten machen dafür das ungewohnte, vollständig eigenständige Arbeiten und den damit verbundenen Zeitaufwand verantwortlich. Sie schätzen die untersuchten Fächer als zu schwierig für das selbstständige Lernen ein. Insbesondere Studienanfänger fühlten sich durch das E-Learning überfordert.

dann wäre es unter Umständen interessanter, das Verständnis von E-Learning der Universität Rostock und die Qualität dieser E-Learning Angebote zu untersuchen. Wird ein Thema, welches als E-Learning vermittelt wird, generell als zu schwierig empfunden, dann stimmt etwas mit dem Kurs nicht. Offensichtlich war man nicht in der Lage, die Abholpunkte, den Stand des Wissens zu treffen, den die Studierenden zu Beginn des Kurses haben. Und es deutet darauf hin, dass man es nicht geschafft hat, die E-Learning Curricula für diese Kurse methodisch-didaktisch so zu entwickeln, dass Studienanfänger sowohl bezüglich der Handhabung der E-Learning Kurse (eventuell auch der E-Learning Plattform?), als auch mit den Themen, beziehungsweise der Art der Aufbereitung erfolgreich lernen können.

Die leichtfertig kommunizierte Schlussfolgerung, konventionell Lernende seien fachlich besser und zufriedener, E-Learning insgesamt wäre deutlich weniger tauglich sei um Wissen zu vermitteln, diese Schlussfolgerung empfinde ich als abenteuerlich. Und es verwundert, dass eine solche, sehr begrenzte Studie als Dissertation akzeptiert wird.

Ich warte gespannt auf die Veröffentlichung der Studie. 8-)

photo credit: mugley License: cc

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